Das Ziel der CO2-neutralen & ressourceneffizienten Städte ist ein wichtiger Baustein gegen den Klimawandel. In Städten entstehen ca. 80% des Energiebedarfs und der Treibhausgasemissionen. Genau da setzt der große Forschungsverbund ENsource an – er steht für „Urbane Energiesysteme und Ressourceneffizienz“. Jetzt stellten Forscher*innen zum Abschluss Fallstudien, digitale Tools und Ergebnisse des Projekts bei einer virtuellen Veranstaltung vor. Die HFT Stuttgart hat den großen Verbund koordiniert.
„Mit den Ergebnissen und Fallstudien im ländlichen und städtischen Raum und an Industriestandorten wollen wir in ENsource Wege aufzeigen, die die Klimawende in Baden-Württemberg unterstützen", sagte Prof. Dr. Volker Coors, ENsource-Projektleiter und Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Angewandte Forschung (IAF) an der HFT Stuttgart. Im Forschungsverbund ENsource arbeiteten acht Hochschulen, zwei Universitäten und zwei außeruniversitäre Forschungseinrichtungen zusammen. In der Förderphase von 2014 bis 2020 förderte das MWK Baden-Württemberg 1,25 Millionen Euro aus Landesmitteln und 1,25 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).
Tools für Energiemanager, Planer und Umweltingenieure
Durch die Zusammenarbeit konnte eine Vielfalt von digitalen Tools entwickelt werden. Wie sie kombiniert und weitreichend eingesetzt werden können, präsentierten die ENsource-Forscher*innen aus den Bereichen Ingenieurwesen, Informatik, Stadtplanung, Architektur und Forst- und Agrarwirtschaft anhand ihrer Fallstudien: im ländlichen Raum (Fallstudien Mainau und Rainau) und in städtischen Gebieten (Fallstudien Stuttgart und Mannheim). Auch an einem Industriestandort wurden die Werkzeuge getestet – in Schwieberdingen (Bosch). Die Tools sollen nun Energiemanager*innn, Planer*innen und Umweltingenieur*innen bei Entscheidungen dienen, wie sie ihre Energiesysteme in den Quartieren vorausschauend planen können. Dabei geht es um computergestützte Modellierung, Simulation und Optimierung.
Ministerin Bauer: „Hochrelevantes Zukunftsthema“
Ministerin Theresia Bauer (MWK Baden-Württemberg) hob in ihrem Grußwort die hohe Aktualität und Relevanz des Projektes hervor: „Angesichts schwindender fossiler Energiereserven, der demographischen Entwicklung und des Klimawandels beschäftigt sich der Forschungsverbund mit den zentralen Zukunftsthemen der Städte der nächsten Generation schlechthin: mit der Ressourceneffizienz und der dringend notwendigen Energiewende.“ Das von der HFT Stuttgart koordinierte Forschungsprojekt nehme eine Vorreiterrolle ein, so die Ministerin. Hochschulen in Baden-Württemberg hätten in den letzten Jahren eine sehr dynamische Entwicklung in der angewandten Forschung durchlebt. So gebe es heute in vielen Kompetenzbereichen der Hochschulen im Land renommierte Forschungsarbeitsgruppen, eine davon sei das Zentrum für angewandte Forschung Urbane Energiesysteme und Ressourceneffizienz an der HFT Stuttgart.
Die HFT-Rektorin Katja Rade stellte den Bezug zu den UN-Nachhaltigkeitsziele „Sustainable Development Goals (SDG)“ her. „ENsource hat einen sehr großen positiven Einfluss auf das vielleicht wichtigste UN-Ziele – die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben zu erfüllen“, so die Rektorin.
Forschung und Transfer: „Pilotprojekte“ in realen Kommunen
Die entscheidenden Fragen, die sich der ENsource-Verbund stellte: Wie können möglichst viel Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien erzeugt werden und dazu Energiequellen wie Photovoltaik, Solarthermie, Windkraft oder Bioenergie sinnvoll kombiniert werden? Wie können in einer frühen Planungsphase die Weichen gestellt werden, damit der Wärmeverbrauch auf Quartiersebene verringert wird?
Gerade auf die Besonderheit, dass ENsource die entwickelten Tools in realen Quartieren und Kommunen getestet hat, ging Prof. Dr. habil. Ursula Eicker von der Concordia University Montreal (CUM), Kanada, in der Diskussionsrunde ein. Ursula Eicker hatte vor fünf Jahren ENsource aus der Taufe gehoben, noch bevor sie berufen wurde auf den „Canada Excellence Research Chair for Smart, Sustainable and Resilient Cities and Communities“. „Die Pilotprojekte sind noch lange nicht in der breiten Fläche angekommen“, betonte sie. Nun müssten die Pilotprojekte weiter wissenschaftlich begleitet werden, um zu zeigen, wie die Kosten-Nutzen-Bilanz aussehe. Sie empfahl in den etablierten Partnerschaften an den bestehenden Projekten weiterzuarbeiten, um voranzukommen. Mit einem Wink zu den Fördergebern wies sie darauf hin, dass gerade im langfristigen Planungs- und Baubereich von Quartieren eine Förderlogik von zwei bis drei Jahren nicht funktionieren könne.
Der nächste Schritt sei es, die Pilotprojekte flächendeckend umzusetzen und die Unternehmen der kommunalen Wärmeplanung mit ins Boot zu holen, sagte Prof. Dr. Bernd Thomas, Wissenschaftlicher Leiter des Reutlingen Research Institute der HS Reutlingen, ein Mitglied im Forschungsverbund. Eine Transferleistung sei es bereits, dass die Fallstudien in realen Quartieren mit Partnern in den Quartieren durchgeführt worden seien.
HFT-Rektorin Prof. Dr. Katja Rade ging auf den Wissenstransfer des Projektes ein und auf Chancen, Möglichkeiten und Potenziale, die lokalen Erkenntnisse auf die globale Ebene zu übertragen.
ENsource wird über die Projektlaufzeit seine Wirkung weiter entfalten: „Wir stehen mit der im Netzwerk vorhandenen Kompetenz als Dienstleister gerne zur Verfügung.“ so Prof. Dr. Volker Coors. Er kündigte an, dass für das an der HFT Stuttgart entwickelte Tool SimStadt künftig Workshops für kommunale Planer stattfinden werden.
Moderiert wurde die Veranstaltung von ENsource-Projektmanagerin Bettina Petzold und Transfermanagerin Irina Kohlrautz (M4_LAB der HFT Stuttgart).
ENsource – HAW – Partnerhochschulen
| Hochschule Aalen Hochschule Biberach Hochschule Heilbronn Hochschule Mannheim Hochschule Pforzheim Hochschule Reutlingen Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg Hochschule für Technik Stuttgart |
(außer)universitäre Partner | Fraunhofer ISE Universität Stuttgart INATECH – Institut für nachhaltige technische Systeme ZSW: Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg |
Weitere Infos: Webseite Ensource
Publikation für Kommunen und Unternehmen Rechtzeitig zur Veranstaltung wurde die Publikation der Ergebnisse in Buchform fertiggestellt. Es wendet sich an Kommunen, Ingenieur,- insbesondere Planungsbüros, Forscher, Energieberater, Umweltbeauftragte und steht im Open Access zur Verfügung: Volker Coors (Hrsg): BW Forschungsverbund ENsource: Urbane Energiesyseme und Ressourceneffizienz – ENsource, Fraunhofer Verlag, Stuttgart 2021. Link |