“Stuttgart 210 – weiterdenken, weiterbauen!” Ausstellung und Publikation

Überblick

Ein interdisziplinäres Forschungsteam der Hochschulen Konstanz, Stuttgart und Karlsruhe untersucht im Rahmen des Forschungsprojekts „Stuttgart 210 weiterdenken - weiterbauen!“ Lösungsansätze zur Wiederverwendung von Schalungselementen des neuen Hauptbahnhofs Stuttgart als hochwertige Bauteile. Das Projekt wird vom Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) durch die Holzbauoffensive finanziert. ProHolz Baden-Württemberg übernimmt die Öffentlichkeitsarbeit und Koordination. ZÜBLIN Timber, von der die Schalungselemente hergestellt wurden, unterstützt das Forschungsprojekt als Praxispartner, indem sie die digitalen Abbundpläne zur Verfügung stellt.

Fragestellung

Ein Team von Architekten und Ingenieuren der Hochschulen Konstanz, Stuttgart und Karlsruhe hat es sich mit proHolz Baden-Württemberg zur Aufgabe gemacht, den Betonschalungen der Baustelle des neuen Hauptbahnhofs in Stuttgart einen neuen Zweck zuzuführen: Im Rahmen des Forschungsprojekts „Stuttgart 210: weiterdenken – weiterbauen!“ werden Möglichkeiten zur Wiederverwertung sowie Weiterverwendung der Betonschalungen untersucht und im Rahmen verschiedener Reallabore umgesetzt.

Die Innovation des Projekts liegt in der systematischen Wiederverwendung hochwertiger Schalungselemente aus Brettsperrholz, die statt einer „thermischen Verwertung“ direkt als Primärkonstruktionen in neuen Bauwerken eingesetzt werden. Über ästhetische und funktionale Aspekte hinaus werden dabei tragwerksplanerische, juristische und ökobilanzielle Fragen – auch im Hinblick auf eine Übertragbarkeit – für Re-Use-Komponenten erforscht. Neben verallgemeinerbaren Erkenntnissen zur Kreislaufnutzung von Bauteilen dienen Reallabore als praxisnahe Testfelder, um technische, gestalterische und rechtliche Fragestellungen unter realen Bedingungen zu erproben. Denn erst im Rahmen einer konkreten 1:1-Anwendung können die entscheidenden Erfahrungen gesammelt und das Forschungsprojekt auf seine Relevanz überprüft werden.

Projektziele:

  • Hochwertige Nutzung von Abfallmaterial: Das Projekt zeigt Zukunftsstrategien
    für die Wiederverwendung von Abbruch- und Abfallmaterialien auf, insbesondere
    im Kontext von biogenen Baustoffen wie Holz.
  • Sensibilisierung für ressourcengerechtes Entwerfen: Statt Materialien an starre
    Entwürfe anzupassen, wird der Fokus auf die Anpassung von
    Entwurfsentscheidungen an vorhandene Ressourcen gelegt (Ausstellungen und
    Workshops des Projektes).
  • Förderung reversibler Bauweisen: Die Entwicklung von Verbindungen, die eine
    spätere Demontage und Wiederverwendung ermöglichen, steht im Mittelpunkt.

Vorgehensweise

Das Thema Re-Use von Schalungselementen wird aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Die prinzipielle Bewertung juristischer, tragwerksplanerischer und ökobilanzieller Fragen, die sich bei der Weiterverwendung dieser Bauhilfsmittel stellen, können auf andere Re-Use-Anwendungsfälle übertragen werden. In vier Reallaboren in Baden-Württemberg wird die Praxistauglichkeit dieser Form des Upcyclings untersucht. Reallabore als Testräume für Innovation und Regulierung machen es möglich, unter realen Bedingungen innovative Technologien, Produkte, Dienstleistungen oder Ansätze zu erproben, die mit dem bestehenden Rechts- und Regulierungsrahmen nur bedingt vereinbar sind.

Die Ergebnisse solcher zeitlich und oft räumlich begrenzten Experimentierräume bieten die Grundlage dafür, den Rechtsrahmen evidenzbasiert weiter zu entwickeln. Experimentierklauseln sind häufig die rechtliche Grundlage. Im Rahmen des Forschungsprojekts werden Grundlagenermittlung und Teile der Entwurfsplanung erbracht sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen des experimentellen Vorgehens ermittelt. Das erste Reallabor, der „Jugendtreff Ingersheim“, wurde im Sommer 2024 unter Leitung von Prof. Andreas Kretzer (HFT Stuttgart) im Rahmen eines internationalen Workshops umgesetzt. Die Interdisziplinarität des Projekts und die enge Verzahnung von Forschung und Praxis schaffen übertragbare Modelle für eine zirkuläre Bauwirtschaft.

Angestrebte Ergebnisse

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts und die Planung der Reallabore (Prototypen und Versuchsbauten, die die Praxistauglichkeit und Tragfähigkeit der entwickelten Ansätze demonstrieren) wurden im Dezember 2024 in einer Ausstellung im StadtPalais Stuttgart der Öffentlichkeit präsentiert und in einer Publikation dokumentiert. Das Projekt untersucht und dokumentiert am Beispiel von Bauhilfsmitteln (großformatigen Schalungselementen) systematisch die relevanten und verallgemeinerbaren Aspekte einer Weiterverwendung von Bauteilen.

  • Logo vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg
LeitungProf. Dipl.Ing. Andreas Kretzer
PartnerHTWG Konstanz, HKA Karlsruhe, proHolz Baden-Württemberg, Holzbau Offensive Baden-Württemberg, Züblin Timber
Webseitewww.stuttgart210.de
FörderkennzeichenIP13.01.2
FördergeberMinisterium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR BW)
ProgrammHolzbauoffensive Baden-Württemberg
Laufzeit01.10.2023 - 31.12.2024