Corona „infiziert“ die Lehrinhalte

19.05.2020, von Prof. Dr. Roland Erben

Die aktuelle Pandemie rückt nicht nur fundamentale Fragen im Hinblick auf die weitere Entwicklung
der Weltwirtschaft in den Mittelpunkt – mit der heiligen Corona als Schutzpatronin des Geldes und der Schatzgräber hat die aktuelle Krise auch einen ganz unvermuteten Bezug zum Thema „Ökonomie“.

Durch die Coronakrise wird nicht nur die Frage (neu) aufgeworfen, „Wie“ die Lehre an Hochschulen sichergestellt werden kann, sondern auch „Was“ gelehrt werden soll. Nachdem die HFT virtuelle
Lehr-/Lernsettings inzwischen hochschulweit erfolgreich etabliert hat und die „Notfallprozesse“ weitgehend stabil laufen, entstehen auch durch die intensivere Beschäftigung mit dem zweiten Aspekt inspirierende Impusle für die Lehre. Innerhalb der beiden Wirtschaftspsychologie-Studiengänge haben sich die Professoren bereits mit der Frage auseinandergesetzt, wie die Auswirkungen der Coronakrise sinnvoll mit den Lehrinhalten unterschiedlicher Fächer verknüpft werden könnten. Durch diese Integration werden die Studierenden nicht nur in die Lage versetzt, neue Kompetenzen anhand aktueller Beispiele und Problemstellungen zu erwerben und anzuwenden, sondern lernen auch die Vielfältigkeit und Flexibilität betriebswirtschaftlicher und psychologischer Lösungsansätze kennen.

Beispielhaft seien an dieser Stelle folgende Fächer bzw. Lerninhalte mit „Coronabezug“ genannt: 

  • In der Veranstaltung „Psychologisches Consulting“ von Prof. Dr. Katrin Allmendinger werden Bachelorstudierende des 3. Semesters befähigt, Coachingmethoden, die normalerweise Präsenzsituationen erfordern, auf Online-Situationen zu übertragen. Ein Teil der Studierenden erbringt durch Online-Coachings echter Klienten einen Teil der Prüfungsleistung.
  • Als eine besondere Option bei der Wahl ihrer Schlüsselqualifikationen (Kurs zu überfachlichen Kompetenzen) haben die Studierenden in diesem Semester die Möglichkeit, die gemeinnützigen Organisation „KinderHelden“ (https://www.kinderhelden.info/) durch die Erarbeitung von didaktisch wertvollem Spiel- und Lehrmaterial für das Home-Schooling zu unterstützen. Ziel der Organisation ist es, Kindern mit schwierigen Startbedingungen und Bildungsbenachteiligung frühzeitig und damit präventiv eine individuelle Unterstützung zu bieten (Betreuerinnen: Prof. Dr. Uta Bronner und Sarah Lang).
  • Im Rahmen eines „Wirtschaftspsychologischen Projekts“ (Betreuer: Prof. Dr. Roland Franz Erben) arbeiten Bachelorstudierende des vierten Semesters in Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung Daniel Walzer Consulting an einer Befragung mittelständischer Unternehmen. Ziel der Studie ist es u. a. herauszufinden, mit welchen unternehmerischen Maßnahmen diese auf den historischen Geschäftseinbruch reagieren. Gleichzeitig sollen die Potenziale von digitalisierten Beratungsangeboten und -prozessen ermittelt werden.
  • Prof. Dr. Stephanie Huber betrachtet z. B. im Rahmen der Veranstaltung „Markt- und Konsumentenpsychologie“ mit Studierenden des sechsten Semesters im Bachelor die Auswirkungen der Pandemie auf die aktuelle Marketingkommunikation und Werbung von Unternehmen.  
  • In der Veranstaltung „Arbeits- und Organisationspsychologie“ (WP4) untersuchte Prof. Patrick Müller mit Bachelorsstudierenden im Rahmen der Online-Vorlesung, wie die Corona-Krise die Arbeit in Organisationen beeinflusst und wie WirtschaftspsychologInnen helfen können, die negativen Effekte auf das Wohlbefinden der Mitarbeitenden und die Leistungsfähigkeit der Organisation zu minimieren. U. a. analysierten die Studierende dabei, welche Faktoren bei ihnen selbst im „Home-Office“ Stress auslösen und wie sie diese durch gezieltes Stressmanagement kontrollieren können. [Vgl. Abbildung]
  • Prof. Patrick Planing untersuchte mit Masterstudierenden in der Veranstaltung „Strategie, Organisation & Innovation“ (WPM2) im Rahmen einer Case-Study, wie Unternehmen durch Szenario-Analysen und weitere Techniken im Rahmen des Strategieprozesses mehr Resilienz für solche unerwarteten Events („Schwarze Schwäne“) aufbauen können.