Fotografie der drei Studierenden vor den Plänen zur Studienarbeit Stuttgart Markthalle – Floating Garden

Studierende aus dem Bachelor-Studiengang Architektur erzielen 1. Platz beim Förderpreis des Deutschen Stahlbaues 2020

Wir gratulieren Manh Hoan Dao, Leon Kleber und Lass Shamal herzlich zu diesem Wettbewerbserfolg!

Mit Ihrem Projekt „Stuttgart Markthalle – The Floating Garden“ konnten die drei Studierenden die Jury überzeugen. Diese vergab für insgesamt 37 eingereichte Arbeiten mit unterschiedlichsten Bauaufgaben zusätzlich einen 2. und 3. Preis sowie zwei Lobe. Die 3 ersten Preise teilen sich ein Preisgeld in Höhe von 8000 Euro.

Pandemiebedingt tagte die Jury erst im Juli 2022 und Ende September fand die Preisverleihung statt. Der Förderpreis wird alle 2 Jahre im Rahmen eines Wettbewerbs vom bauforumstahl e.V. vergeben. Der Wettbewerb bewertet Entwürfe und Studienarbeiten aus dem Hochbau- und Brückenbau, dem Baubetrieb und der Forschung.
Die prämierte Arbeit entstand im 4. Studiensemester als sogenanntes "Integriertes Projekt" unter der Leitung der Professoren Sebastian Jehle und Peter Schlaier, betreut durch die Professoren Volkmar Bleicher und Lutz Dickmann, Dipl.-Ing. Robert Brixner und Dipl.-Ing. Rainer Holderle.

Der Leitgedanke des Entwurfes für eine Markthalle im Stuttgarter Westen ist, durch den bewussten Einsatz von Materialien und konstruktiv einfachen Verbindungs- und Fügungselementen ein ressourcenschonendes und energiesparendes Gebäude zu entwickeln. Die Arbeit vereint mehrere innovative Ideen: Eine vertikale Begrünung, ein sogenanntes Hydrokultur-System, ermöglicht die Eigenproduktion von Früchten für den späteren Verkauf, die Wasser- und Stromversorgung ist durch die Speicherung von Regenwasser bzw. durch den Einsatz von OPV-Lamellen (Organic Photovoltaic) nahezu autark. Ein modular konzipiertes Haupttragwerk erlaubt einen hohen Grad an Vorfertigung, einen schnellen und damit kostengünstigen Aufbau und lässt sich durch seine Flexibilität in der Anordnung auch auf andere Bauorte übertragen.

Das Gewinnerteam

​​​​​​​Manh Hoan Dao, Leon Kleber und Lass Shamal über ihr Projekt


Städtbauliches Konzept
Für den Entwurf einer Markthalle im Stuttgarter Westen am Diakonissenplatz waren zum einen die gegebene städtebauliche Situation, zum anderen das geforderte Tragwerkskonzept für die äußere Erscheinung maßgebend und prägend. Dem besonderen Charakteristikum des Diakonissenplatzes, seiner üppigen Begrünung entsprechend, wird mittels des filigranen, transparenten Stahlskeletts und der Platzierung in einem baumarmen Bereich versucht, das Gebäude hinter den vorhandenen Bäumen zu verbergen, Blickachsen und den natürlichen Charakter des Platzes zu erhalten. Gleichzeitig wird auf die Bestandbebauung insofern reagiert, als dass hier die Bauflucht der Rosenberg- und der Silberburgstraße aufgenommen wird. Dadurch kann eine, auch durch den im Osten an das Baugrundstück grenzenden verkehrsberuhigten Bereich, großzügig dimensionierte Grün- und Ruhezone, angrenzend an das Dillmann-Gymnasium, geschaffen werden. Gleichzeitig entsteht im Westen eine Anlieferungszone zur Silberburgstraße hin.

Bio-Markthalle Konzept
Durch eine vertikale Begrünung, einem sogenannten Hydrokultur-System, schaffen wir eine umweltfreundliche, ressourcenschonende Ansiedlung von Nutzpflanzen und lokale Eigenproduktion von verschiedensten Früchten. Das Hydrokultur-System befindet sich im Obergeschoss, leicht hinter die Fassade versetz, mittig an allen vier Gebäudeseiten und wird durch ein handelsübliches Rohrkupplungsgerüst in acht Ebenen gegliedert und getragen. Die Belüftung sowie Temperierung der Pflanzen erfolgt bei Bedarf über vollautomatisch gesteuerte Lamellenfenster. Zur Bewässerung dient Regenwasser, welches in einer Zisterne gespeichert wird. Sogenannte OPV-Lamellen (Organic Photovoltaic) versorgen die Markthalle mit umweltfreundlichem Strom. Damit ergibt sich eine nahezu autarke, kostenneutrale Versorgung der Pflanzen mit Wasser und Energie.

Modular-Konzept
Das Haupttragwerk wurde als modulare Konstruktion entworfen und ausschließlich auf der Basis eines zweigeschossigen Moduls geplant, welches beliebig oft und in alle Richtungen dupliziert werden kann und so eine hohe Variabilität in der Formgebung und Anpassungsmöglichkeit auch an Bauorte mit andersartiger Struktur und Raumangebot ermöglicht. Zudem ist durch die Verwendung sich wiederholenden Elemente bzw. Module mit hohem Vorfertigungsgrad eine schnelle und vergleichsweise kostengünstige Montage gewährleistet.

Der Gesamtentwurf im Video

Die Laudatio der Jury

"In herausragender Art und Weise entwickeln die Verfasser das Konzept einer innovativen Markthalle, welche sowohl die gesellschaftlich-sozialen als auch zukünftige Anforderungen an energie- und ressourcensparendes Bauen nachhaltig adressiert. Selbstverständlich und leicht erfolgt die Platzierung des zweigeschossigen, quadratischen Baukörpers mitten im urbanen Stadtraum des Stuttgarter Westens. Zugänglichkeit und Erreichbarkeit und ebenso das Aufzeigen nachhaltiger Lebensmittelproduktion ist ein Angebot an die Stadtgesellschaft: Die Markthalle ist nicht nur Ort des Handels und der Kultur, sondern beherbergt im 1. Obergeschoss den geschlossenen Kreislauf einer lokalen Lebensmittelproduktion. Das vorgeschlagene Hydrokultur-System nutzt eine natürliche Belichtung und Belüftung sowie das gesammelte Regenwasser für die Bewässerung.  Eine PV-Anlage auf dem Dach generiert Energie für die Versorgung der des Hydrokultur-Systems. Die angebauten Produkte kommen so auf kurzem Wege zum Bürger, dem die Architektur eine einladende Geste entgegenstreckt: Offenheit und Transparenz.
Ermöglicht wird dies durch die kluge Ausnutzung des Materials Stahl, durch ein virtuoses Kombinieren der Halbzeuge zu einem effizienten Baukastensystem. Jedes Tragglied ist material- und ressourcenoptimiert ausgeführt, die Baukonstruktion berücksichtigt Aspekte leichter Montage und Wiederverwendbarkeit. Durch die Modularität des Systems sind zudem vielerlei Anwendungsbeispiele und Grundrisskonfigurationen möglich. Neben dieser hohen Flexibilität kann der Gestaltung des Stahlbaus sowie der bekleidenden Bauteile eine insgesamt sehr hohe gestalterische Qualität attestiert werden.

Die Überdachung des zentralen Platzes erfolgt mit einer leichten und transluzenten Membrankonstruktion, welche sich einfach am gewählten Stahl-Skelettbau verankern lässt.

Sie überspannt den zentralen Ort, der als städtischer Kulturort genutzt werden kann. Diese soziale Multifunktionalität ist herauszuheben. Entsprechend reagiert die Fassade im Erdgeschoss, bei der sich die Flügel völlig öffnen lassen, um so auch den Außenraum in die Nutzung zu integrieren.

Mit Ihrer klugen Positionierung, der breiten funktionalen Mischung, der hohen architektonischen Qualität und dem exzellent ausgeführten Stahlbau führt die Arbeit vorbildlich auf, wie eine leichte und nachhaltige Architektur mit Stahl im Sinne der zirkulären Wertschöpfung der Zukunft aussehen kann."

Mehr zum prämierten Projekt und zu den weiteren Preisträgern finden Sie auf der Webseite des bauforumstahl.

Wir gratulieren herzlich zu diesem herausragenden Wettbewerbsgewinn!

Textquelle: Webseite des bauforumstahl

Veröffentlichungsdatum: 19. Oktober 2022 Von Cornelia Jänicke ()