Wissenschaftliches Arbeiten aus dem Home-Office mit dem „Scientific Workflow Guide“

16.04.2020, von Anke Pfeiffer & Prof. Dr.-Ing. Dieter Uckelmann

In diesem Sommersemester läuft einiges anders als geplant, aber nicht weniger produktiv, als in den vergangenen Semestern. In dem Seminar Angewandte Logistiksysteme im Masterstudiengang Umweltorientierte Logistik werden die Studierenden mit einem Mix aus synchronen und asynchronen digitalen Werkzeugen durch das Semester geführt. Das Ziel, ein aktuelles logistisches Thema in Kleingruppen zu bearbeiten und qualitativ auf das Niveau einer wissenschaftlichen Veröffentlichung zu bringen, steht allerdings unabhängig von den digitalen Werkzeugen weiterhin im Fokus.

Zum ersten Mal wird dazu in diesem Seminar das SWOFI Online-Tool der RWTH Aachen eingesetzt. Dieses etwas skurrile Akronym, bezeichnet den „Scientific Workflow Guide“. Das digitale SWOFI-Tool wurde im Rahmen einer Promotion entwickelt und hat das Ziel, Studierende von der Idee, über die Literaturrecherche, Fragestellung und inhaltliche Gliederung bis hin zum fertigen Journalbeitrag zu begleiten.

Das von Professor Dr.-Ing. Dieter Uckelmann in den vergangenen Semestern im Master-Seminar bereits erfolgreich durchgeführte Konzept des Paper Sprints, lässt sich nun mit Hilfe des SWOFI-Tools passgenau begleiten. Beim Paper Sprint durchlaufen die Studierenden während des Semesters klar strukturierte Recherche-, Schreib- und Review-Phasen, die sich mit Hilfe des SWOFI-Tools digital abbilden lassen. SWOFI ist linear aufgebaut und versorgt Studierende Schritt-für-Schritt mit ergänzende Lernressourcen, Aufgabenstellungen, Abgaben und Peer-Reviews vom Abstract bis zum fertigen Beitrag.

In der derzeitigen Krise werden die wöchentlichen Online-Präsenzen mittels GoToMeeting durchgeführt. Die Studierenden können ihre Themen vorstellen und diskutieren sowie später im Semester ihre Fragen in den Kleingruppen klären. Parallel finden sie zu ihrer Arbeitsphase Informationen, Links und praktische Tipps zu den einzelnen Bearbeitungsschritten auf der SWOFI-Plattform. Eine Timer-Funktion erinnert die Studierenden automatisch an die nächste Abgabefrist. Darüber hinaus wird gegen Ende des Seminars mit Hilfe des Tools ein kriterienbasiertes Peer-Review durchgeführt.

Die frühere Präsenzvorlesung kann so fast vollständig über digitale Werkzeuge aus dem Home-Office erfolgen. Wünschenswert wäre, dass die abschließende Präsentation der Ergebnisse als Präsenzveranstaltung stattfinden kann, da Mimik und Gestik einen wichtigen Beitrag für erfolgreiche Präsentationen leisten. Dennoch, die Möglichkeit digitale Präsentationskompetenzen zu erwerben, wird von den Studierenden durchaus geschätzt. Wichtigstes Kriterium für die Qualität und die Bewertung der wissenschaftlichen Beiträge ist jedoch die Veröffentlichungsfähigkeit. Für die Studierenden liegt die Messlatte hoch, denn im Sommersemester 2018 wurden insgesamt sechs Beiträge und 2019 fünf Artikel erfolgreich veröffentlicht. Für die Zukunft ist die Übernahme des Lehrformats als Schreiblabor in das Projekt „DigiLab4U“ angedacht, so dass auch andere Hochschulen darauf zugreifen könnten. Anke Pfeiffer, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin in dem Projekt arbeitet, überführt deshalb einerseits das laborbasierte didaktische Konzept von DigiLab4U in SWOFI und überprüft andererseits die Integrierbarkeit von SWOFI in DigiLab4U.